Ein visualisiertes Hörspiel von Friedhelm Eberle
nach dem im Peters-Verlag erschienen Buch „Bruckner und Leipzig“ von Steffen Lieberwirth
[Zeit und Ort der Veranstaltung stehen noch nicht fest, werden aber hier rechtzeitig veröffentlicht]
»Fällt das Werk durch, so fahre ich bei Nacht und Nebel ab!«
Die großen Uhren des Sächsischen Bahnhofs in Leipzig zeigen auf die Vormittagsstunden eines eisigen 27. Dezember 1884, als unter lautem Dampfen und Zischen der Kurierzug aus Wien in der Handels- und Musikstadt Leipzig eintrifft:
Kaum jemand am Bahnsteig würde Notiz von jenem alten Mann nehmen, der da nach anstrengender Reise aus dem Zug ausgestiegen ist, wäre da nicht sein ausgeprägter oberösterreichischer Dialekt, der ihn, wohl nach dem Weg zum Hotel fragend, als Fremden erkennen lässt. Auffallend auch – und ungewöhnlich für die modebewussten Messestädter – sind zudem seine ausladend weiten Hosen aus hausgesponnenem Lodenstoff, sein brettartig großer Überrock sowie ein breiter schwarzer Schlapphut, den er auf seinem gewaltigem Kopf mit bäuerlich-herb anmutenden Gesichtszügen trägt. Eine Erscheinung, die Bruckner als ebenso erwartungsvollen, wie ziemlich aufgeregten Fremden erahnen lässt. Schließlich aus dem Bahnhof heraustretend, sieht Bruckner die Leipziger Innenstadt unmittelbar vor sich, samt des Hotels »Stadt Rom« in dem ihn das Leipziger Theater als Ehrengast ein Zimmer mit bester Aussicht reserviert hat. Sein Blick aus dem Fenster führt ihn über den Schwanenteich hinweg auf das Bildermuseum, die altehrwürdige Alma Mater und das Neue Theater, in dem seine siebente Sinfonie uraufgeführt werden würde…
Steffen Lieberwirth
Hörprobe:
Bruckners Traumsequenz vor der Uraufführung der 7. Sinfonie – Sprecher: Werner Godemann
Es sprechen:
Friedhelm Eberle (Erzähler)
Werner Godemann (Bruckner)
Matthias Hummitzsch (Nikisch)
Jörg Lichtenstein (Schalk)
Gert Gütschow (Tschaikowski)
Günter Grabbert (Brahms)
Regie: Friedhelm Eberle
Redaktion: Thomas Baust
Ton: Evelyn Rühlemann
Eine Produktion von MDR KULTUR 1993