MDR-Chordirektor Philipp Ahmann hat dankenswerterweise einen Vorschlag unseres Vorstandsmitgliedes Günter Sonne zur Uraufführung von Max Regers „8 Grabgesängen“ WoO VI/15 angenommen.
Der Termin der Uraufführung wird hier rechtzeitig bekanntgegeben.
Günter Sonne, dem wir den wichtigen Hinweis auf das unveröffentlichte Vokalwerk Regers verdanken, hat intensiv zur Entstehung der Grabgesänge geforscht. Seine Erkenntnisse wurden dem Max-Reger-Institut übergeben und sollen in die gedruckte Erstausgabe eingearbeitet werden.
Wie bekannt, war es oft Regers und auch anderer Komponisten-Praxis, Texte aus Bibel, Predigten, Gesangs- und Textbüchern zu vertonen. Dies gilt auch für Regers zwischen 1890 und 1902 komponierte gemischte a-cappella-Chöre aus der Leipziger Zeit.
Acht Grabgesänge WoO VI/15
Recherchen von Günter Sonne zu Texten der „Acht Grabgesänge“ von Max Reger:
Nr. 1 Simon Dach (1605-1659)
Aus diesem Text haben schon mehrere Komponisten einzelne Strophen vertont, so Johannes Brahms; op. 122, Nr. 6, Orgelchoral, J. S. Bach; BWV 495, Johann Crüger (1647, aus digitaler Bibliothek, ungedruckt), gemischter Chor für 3 Stimmen.
Die 1. und 2. Strophe im Grabgesang sind die 1. und 4. Strophe des Gedichts von S. Dach, der Textdichter der 3. Strophe ist noch unbekannt.
Nr. 2 1. und 3. Strophe: Heinrich Julius Todte (1733-1797), 2. Strophe: Friedrich Sachse (1785-1850)
Nr. 3 1. Strophe: Ehrenfried Liebich (1713-1780), Textdichter der 2. und 3. Strophe noch unbekannt.
Nr. 4 Textdichter unbekannt
Nr. 5 1. und 2. Strophe: Aus der „Sammlung katholische geistlicher Lieder für die reifere Jugend von Wilhelm Gärtner“, Wien 1855, Verlag, Druck und Papier von Leopold Sommer, S. 58/ 59. Bei der Herkunft des Liedes wird auf das „Leitmeritzer Diözesangesangsbuch“ verwiesen, Textdichter unbekannt.
Der Textdichter der 3. Strophe ist ebenfalls unbekannt.
Nr. 6 Die Texte der 1. und 2. Strophe sind von Hektor Zollikofer (1799-1853), nach zu lesen in „Palmen und Zypressen auf die Gräber Heimgegangener. In einer Auswahl von Trauerliedern und Grabschriften (zweite wohlfeile Ausgabe)“, St. Gallen 1862, Verlag von Scheitlin und Zollikofer, S. 176.
Der Textdichter der 3. Strophe ist noch unbekannt.
Nr. 7 Textdichter unbekannt
Nr. 8 Textdichter unbekannt
Eine freundschaftliche Korrespondenz verbindet uns mit dem Karlsruher Max-Reger Institut, das eine wissenschaftlich-kritische Ausgabe von Werken Regers erarbeitet hat.
Prof. Dr. Susanne Popp vom Max-Reger-Institut ist in ihrem Vorwort zum Aufführungsmaterial tief in die Historie des vergessenen Werkes eingedrungen:
„Der Anlass der um 1900 entstandenen Grabgesänge muss wohl ebenso unbekannt bleiben wie die Gründe, warum es nie zu einer Veröffentlichung kam. Vom Autograph, das Reger seiner Schwester Emma schenkte fehlt seit 1930 jede Spur. Ende 1928 bemühte sich Breitkopf & Härtel vergeblich, die vergleichsweise schlicht-akkordische, jedoch durch die chromatische Stimmführung durchaus Reger’sches Gepräge besitzenden Kompositionen herauszugeben; hierfür stellte Emma Abschriften des Autographs zur Verfügung, die von Regers Schüler Joseph Haas durchgesehen wurden. Wie ein der abschriftlichen Partitur beigelegter Stichauftrag an die Notendruckerei aus dem Jahr 1943 nahelegt, dürfte Breitkopf & Härtel zu jener Zeit einen erneuten Versuch unternommen haben, die Grabgesänge womöglich zeitgleich mit dem „Tantum ergo“ zu publizieren. Wahrscheinlich waren es wohl Umstände im Zuge der bereits fortgeschrittenen Kriegswirren, die das Projekt zu keinem guten Ende brachten.“
Susanne Popp – Max-Reger-Institut Karlsruhe
Und der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Jürgen Scharwächter schrieb an unseren Verein:
„Ich werde mich freuen, wenn ich auf S. 1032 des Reger-Werk-Verzeichnisses irgendwann ‚Uraufführung: MDR-Rundfunkchor‘ schreiben kann …“
Steffen Lieberwirth 2023